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Text File  |  1995-02-10  |  20KB  |  345 lines

  1. @UB TWIST: "Weltenspringer"
  2. @BR-01000stories/weltenspringer.b
  3.  
  4.  
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  12. @CO51
  13. ···············································································
  14.   Diese Kurzgeschichte widme ich allen meinen treuen Kumpelz, die das WI auch
  15.   ein bißchen als Ihr Baby ansehen - und einem Mädchen, das ich zwar ziemlich
  16.     mag, das aber wahrscheinlich Nichts von meinem Interesse in sie ahnt...
  17. ···············································································
  18.  
  19.  
  20. @CO41
  21. :24-Nov-3202, 17:12:55
  22. :Brennan Depot im Orbit von Discovery, Arcturus-System
  23. @CO21
  24.  Die schwere Kunststofftür schob sich mit einem abgehackten Zischen hinter ihr
  25. zu - sie war entlassen.  Wieder einmal waren die Geschäfte gelaufen, wieder
  26. einmal hatte sie es geschafft, ihre Waren günstig (für sie) an den Mann zu
  27. bringen.
  28.  Bianca Gr_tel schob sich die widerspenstigen blonden Haare aus der
  29. verschwitzten Stirn und lehnte sich erschöpft an die Wandung des
  30. Promenadendecks von Brennan Depot. Zeke war ein ziemlich harter Brocken, wenn
  31. es um`s Feilschen ging. Zuerst bot er den doppelten Marktpreis, und wenn sich
  32. ein Pilot daraufhin meldete, dann begann Zeke`s Schlabberstunde. Mit
  33. meisterlicher Eleganz lotete er zuerst die Schwächen und Skrupel seines
  34. Gegenübers aus, nur um sie dann gewinnbringend gegen ihn einzusetzen; er
  35. verstand es blendend, die Moral seines "Gegners" im Ansatz in Frage zu stellen,
  36. um ihm dann auf dieser Basis seine Waren abzuschwatzen. Nicht selten ging dann
  37. der offensichtlich geprellte Verkäufer mit zwei Dritteln des gegenwärtigen
  38. Standardpreises zu seinem Schiff zurück und verfluchte seinen anscheinend
  39. schwachen Verstand. Aber wenn man hart im Feilschen war und nicht Gefahr lief,
  40. sich von Zeke über`s Ohr hauen zu lassen, sollte man zumindest EINMAL im Leben
  41. bei dem alten Gauner vorbeischauen. Eigentlich war es verwunderlich, warum er
  42. nicht im "Arcturus Guide" auf der Liste der Sehenswürdigkeiten stand.
  43.  Die junge Frau grinste. Sie hatte all ihren Charme, ihre Redegewandtheit und
  44. ihren Starrsinn einsetzen müssen, um diesen guten Preis auszuhandeln. Im
  45. 36-Ophiuchi-System hatte sie den spärlichen Frachtraum ihres Schiffes mit
  46. Robotern vollgeladen, war mit Hängen und Würgen nach Arcturus geschlittert,
  47. hatte sich auf dem Weg noch mit zwei OSPREYs harte Gefechte geliefert und dann
  48. die vier Tonnen Blecheimer verkauft. Einkaufspreis 537.9 C/t, Verkaufspreis
  49. 958.6 C/t, bei Zeke 1612.8 C/t. Ein guter Preis, wenn man davon absah, daß er
  50. zuerst 1917.2 C pro Tonne geboten hatte - jedenfalls stand es so am Brett;
  51. Bianca bezweifelte, daß er jemals vorgehabt hatte, soviel zu geben. Sie zuckte
  52. die Achseln. Egal, jetzt war es sowieso zu spät, noch mehr zu bekommen.
  53.  Sie schwankte kurz in ihrer Entscheidung, sich dieses Mal ein paar Tage Ruhe
  54. zu gönnen, bevor sie wieder auf Geldjagd ging. Normalerweise verhökerte sie
  55. alles, kaufte noch rasch zwei Tonnen Wasserstoff für ihr Schiff, holte sich an
  56. der Aktienbörse noch ein paar Tonnen tierisches Fleisch und sprang wieder
  57. zurück nach Ophiuchi. Das Fleisch brachte nicht allzuviel, höchstens 70 Creds
  58. pro Tonne, aber es deckte die laufenden Kosten ab, so daß sie nicht an ihr
  59. Erspartes mußte, und das war auch gut so. Sie sah fast schon sehnsüchtig zum
  60. großen schwarzen Brett, das ca. 50 Meter von ihr entfernt an der Wand hing -
  61. obwohl sie von hier aus nie und nimmer etwas entziffern konnte -, riß sich dann
  62. aber zusammen und packte einen zufällig vorbeischlendernden und in einen bunten
  63. Kilt gekleideten Schwarzen an der Schulter. "Hey, Ballerina!"
  64.  Der Angesprochene sah mit gerunzelter Stirn auf die schlanke Hand an seiner
  65. Schulter, blickte dann etwas weiter nach hinten - und sprang mit sichtlich
  66. freundlicherer Miene herum, als er sah, welch hübscher Körper an dem hellen Arm
  67. hing. "Ma`am", er lächelte und legte zwei Finger an seinen komischen karierten
  68. Hut, "me`n Name is` Rrroy McFarrrrrrel v`n Beta Hydrrrri, un` werrr s`nd Sie,
  69. sch`ne Frrrau?" Er machte irgendwie den Eindruck, als ob er gleich grinsend und
  70. mit nassem Sabber auf den Lippen über sein Gegenüber herfallen wollte.
  71.  Bianca schob die Stirn in Falten und zog die Hand abrupt zurück. "Reiß hier
  72. keine Rille, Schotte, sondern sag mir lieber, wo man sich hier in Ruhe bei
  73. einem guten Drink entspannen kann!"
  74.  Das Grinsen des Hydrianers wurde eine Spur breiter. "In mei`m
  75. Quarrrtierrrr... AUTSCH!" Er hob seine Hand an seine eben gepeinigte Wange und
  76. meinte mit einem etwas gehetzten Blick: "Od`rrr auch nich`... Ich glaub`, ich
  77. we`ß, w`s Sie such`n. Ble`ben Sie hierrr einf`ch a`f d`m Promenadendeck, in
  78. dies`rrr Rrrricht`ng noch zwe`hund`rrrt Met`rrr, d`nn seh`n sie `s." Er drehte
  79. sich um und machte Anstalten zu gehen.
  80.  Die junge Frau packte ihn wieder an der Schulter und vereitelte seine
  81. überstürzte Flucht. "Was werde ich sehen, McFarrel?", meinte sie etwas sanfter
  82. und sah ihn milde an.
  83.  Er lächelte ein wenig gequält zurück. "D`s Warrrrrrrior`s Inn, sch`ne
  84. Frrrau."
  85.  
  86.  
  87.  
  88. @CO41
  89. :24-Nov-3202, 18:02:15
  90. :Brennan Depot im Orbit von Discovery, Arcturus-System
  91. @CO21
  92.  "Was darf`s sein?"
  93.  Bianca drehte sich auf ihrem altertümlichen Barhocker wieder zur Theke herum.
  94. Die Stimme gehörte ganz offensichtlich dem Barkeeper, der sie mit einem
  95. bläulichen Geschirrhandtuch über der Schulter freundlich musterte. Der Mann
  96. war ziemlich groß, schlank, etwas über die Zwanzig und sein verhältnismäßig
  97. heller Teint wurde durch seinen dunklen Kinnbart noch unterstrichen. Die Haare
  98. waren aus der Stirn gekämmt, hingen aber in ein paar lockeren Strähnen trotzdem
  99. in`s Gesicht herab, ohne allerdings die neugierigen grauen Augen in ihrer
  100. Arbeit zu behindern. Im Nacken war der braune Schopf zusammengebunden und hing
  101. als kurzer Schwanz herunter.
  102.  "`n Bier.", meinte sie. "Oder hast Du `n besseren Vorschlag?"
  103.  Der Wirt hob eine Augenbraue. "Was fliegste für`n Schiff, Kleine?"
  104.  Gr_tel stutzte. "Hä? Was soll das denn? Ich will B-I-E-R, und keine
  105. Volksreden halten, Mann!"
  106.  Ihr Gegenüber grinste. "Du hast mich gefragt, ob ich `n besseren Vorschlag
  107. habe, Babe. Un` dann antworteste mir nich`. Dann frag doch gar nich erst!" Er
  108. zuckte die Schultern und nahm ein Glas aus dem Regal hinter sich.
  109.  "Ich will... Idiot." Sie verzog die Lippen. "Na schön, also gut. `n EAGLE."
  110.  Er drehte sich wieder um und musterte sie nun sichtlich interessiert. "MK1
  111. oder 2?"
  112.  "2."
  113.  "Aha. Also Glen Morrison auf Eis." Er drehte sich um und ging ein paar Meter
  114. am Tresen entlang. Dann blieb er stehen, polierte das Glas in seiner Rechten
  115. noch einmal kurz über, hielt es gegen das Licht, nickte zufrieden und füllte es
  116. an einer großen an der Wand hängenden Flasche. Dann kam er zurück, stellte es
  117. vor ihr hin und meinte: "Cheerio, Kleine."
  118.  "Was macht das?"
  119.  Er schüttelte den Kopf. "Nix. EAGLE-Piloten haben hier freies Gelage."
  120.  Bianca grinste. "Cool! Warum?", fragte sie und nahm einen kleinen Schluck.
  121. Der Whisky brannte in ihrer Kehle und wärmte ihren schlagartig Magen auf, als
  122. er dort ankam.
  123.  Er hob die Hände. "Weil es nur noch eine Handvoll gibt, deshalb. Außerdem
  124. habe ich auf einem EAGLE MK1 angefangen - `n hübsches Stück Technik. Nich`
  125. mehr ganz Up-To-Date, aber trotzdem. In so `ner Schüssel mußte noch fliegen
  126. könn`, wenn Du überleben willst."
  127.  Sie nickte. "Stimmt." Dann grinste sie und hielt ihm die Hand hin. "Bianca
  128. Gr_tel."
  129.  Er schlug ein. "Twist. Willkommen im Warrior`s Inn, Kleine."
  130.  "Twist? Is ja `n komischer Name."
  131.  "Ich komm` zurecht."
  132.  "Mmh." Sie nahm einen Schluck.
  133.  Schweigen. Bianca inspizierte aus den Augenwinkeln die Bar.
  134.  "Du hast ja `ne hübsche Hütte hier, Twist." Sie setzte sich bequemer hin, so
  135. daß sie halb auf der Theke lehnte, und trotzdem noch den Raum überblicken
  136. konnte. Dann deutete sie auf das helle Interior und die offensichtlich
  137. zufriedenen Gäste, die entweder in eifrige Gespräche vertieft waren, großartige
  138. Saufgelage veranstalteten oder Geschäfte abschlossen. Alle schienen sich mehr
  139. oder weniger prächtig zu amüsieren, man hörte Lachen, Unschuldsbeteuerungen und
  140. gnadenlose Übertreibungen von FALCON-Piloten. Und unter all dem Lärm war da
  141. noch etwas Anderes, etwas annähernd Melodisches. Bianca hielt die Luft an, um
  142. besser hören zu können und spitzte die Ohren. Nach ein paar Sekunden wandte
  143. sie sich wieder an ihren Gesprächspartner. "Sag mal, Du bist doch der
  144. Barkeeper hier..."
  145.  "Innkeeper", verbesserte sie Twist.
  146.  "Okay, Innkeeper. Was ist das für eine Art...", sie zögerte eine Sekunde,
  147. bevor sie weitersprach, "...Musik, die da läuft?"
  148.  Er grinste. "Gut, was? Das ist..."
  149.  "SAG DAS NOCHMAL!!!" - "GERNE, DU..." Zwei laute Stimmen unterbrachen ihn,
  150. dann folgte das Krachen von umgeworfenen Kunststoffsesseln. Zwei Gäste waren
  151. ganz offensichtlich zu dem Schluß gekommen, einen Streit bis auf`s Messer
  152. austragen zu müssen. Der eine von ihnen - ein vollbärtiger Hüne in einem
  153. wasserabweisenden Tarnanzug - zog seine nicht gerade kleine Kanone aus dem
  154. Halfter und richtete sie auf sein Gegenüber.
  155.  "SCHLUSS!", brüllte Twist mit einer Lautstärke, die seine neue Bekanntschaft
  156. zusammenzucken ließ. "Wenn Ihr was auszutragen habt, dann macht das draußen
  157. oder vergeßt es!!!" Seine Stirn hatte sich in Falten gelegt und er strotzte nur
  158. so vor Authorität. Außerdem machte er jetzt den Eindruck, größer und kräftiger
  159. als vorhin zu sein. "Hey, Schwachkopf, steck die Kanone weg! Hier drin fällt
  160. sowas aus, damit das klar ist!"
  161.  Der Bärtige nickte mit einem säuerlichen Gesichtsausdruck. "Ach ja?", zischte
  162. er gefährlich leise. "Wer bist Du, daß Du MIR Befehle geben willst, mir,
  163. dem..."
  164.  Der Innkeeper unterbrach ihn unwirsch. "Mir gehört dieses Etablissement, Du
  165. Pfeife, und außerdem interessiert es mich nicht, WER oder WAS Du bist. Hier
  166. sind alle gleich, ob Du nun ein imperialer Botschafter bist oder ein kleiner
  167. Unterdeck-Sklave von irgendeinem PUMA-Clipper. Steck Deine Kanone weg, oder Du
  168. hast ein Problem!"
  169.  Die Augen des Bärtigen wurden groß und sein Gesicht verzog sich zu einer
  170. wütenden Grimasse, als er seinen Blaster hochriß und ihn auf Twist richtete.
  171. Sein Finger umklammerte den Abzug und krümmte sich...
  172.  Vier armlange Klappen in jeder Ecke öffneten sich blitzartig, und nach einer
  173. Zehntelsekunde hingen vier ziemlich brutal aussehende Laser unter der Decke.
  174. Sie waren alle auf einen Punkt fixiert, und als sie ihr kohärentes Licht
  175. ausspuckten, schrie der bewaffnete Hüne auf.
  176.  Seine Hand war nicht mehr da, wo sie hingehörte. Sie lag verkohlt auf dem
  177. Boden, und nur mit viel Mühe konnte man noch erkennen, daß der Blaster, den sie
  178. einmal gehalten hatte, nicht aus dem gleichen Material stammte wie sie selbst.
  179.  Die kalte Stimme des Innkeepers war das einzigste Geräusch, das die plötzliche
  180. Stille durchschnitt. "Muß ich noch deutlicher werden, Baka?" Er deutete auf
  181. die breite Tür zum Promenadendeck. "Raus, dann zwanzig Meter links: da
  182. findest Du die nächste Krankenstation. Du kannst wiederkommen, wenn Du zur
  183. Vernunft gekommen bist." Er drehte sich wieder um. Als er sich ebenfalls einen
  184. Whisky holte, war der Hüne schon nach draußen gestolpert.
  185.  Bianca holte tief Luft und versuchte den Schrecken aus ihren Gliedern zu
  186. vertreiben. Der Rest ihres Glases verschwand in ihrem Mund, und sie schloß die
  187. Augen, als die braune Flüssigkeit ihre Speiseröhre verbrannte. "Passiert das
  188. öfters hier?", fragte sie mit kratziger Stimme.
  189.  Twist schüttelte langsam den Kopf. "Nein... Fast nie. Ein oder zwei Mal im
  190. Jahr kommt irgendein Kotzbrocken hier rein und versucht Streit anzufangen." Er
  191. schürzte die Lippen und verdrängte das leichte Zittern aus seiner Stimme, indem
  192. er einen tiefen Schluck aus seinem quadratischen Glas nahm. "Was soll ich denn
  193. tun? Drüber hinwegsehen? Versuchen, ihn rauszuschmeißen? Manchmal klappt`s,
  194. aber nicht immer... Naja, Du hast`s ja gesehen." Er zuckte mit den Schultern
  195. und kratzte sich an der Nase. "Naja."
  196.  "Hey, Twist!" Der andere Streithahn kam langsam an die Bar. Er hatte eine
  197. paramilitärische knallrote Uniform an und war in ungefähr demselben Alter wie
  198. der Innkeeper. "Danke. Schätze, der hätte mich fertiggemacht..." Er strich
  199. sich durch den braunen Haarschopf. "Kann ich noch`n Bier haben?"
  200.  Twist nickte und ging langsam zum Zapfhahn. "Klar. Schätze, der hätte uns
  201. alle fertiggemacht, Bruder." Er schüttelte wieder den Kopf. "Woher kam der
  202. Bursche eigentlich?"
  203.  Der Rote hob die Achseln und nahm mit einem dankbaren Blick sein Bier
  204. entgegen. "Weiß ich nicht. Auf jeden Fall hatte er `ne COBRA MK1, das hat er
  205. mir erzählt, bevor er ausgeflippt ist."
  206.  "Aha, dann wundert mich nix mehr. Darf ich vorstellen: Bianca Gr_tel - der
  207. Weihnachtsmann." Twist grinste. "Das schließe ich jedenfalls aus seinem
  208. Aussehen, hehe..."
  209.  Der `Weihnachtsmann` hob als Antwort bloß den Mittelfinger, dann grinste er
  210. ebenfalls und gab der jungen Frau die Hand. "Ich bin Hassid."
  211.  "Hassid? Komischer Name."
  212.  "Ich komm` zurecht."
  213.  Sie sah ungläubig zwischen beiden hin und her. "Das habe ich doch schonmal
  214. gehört?!"
  215.  
  216.  
  217.  
  218. @CO41
  219. :24-Nov-3202, 23:44:02
  220. :Brennan Depot im Orbit von Discovery, Arcturus-System
  221. @CO21
  222.  "Wie hast Du das mit den Lasern eigentlich gemacht?"
  223.  Ihre Worte hallten in dem leeren Schankraum. Fast alle Gäste waren gegangen,
  224. die Stühle waren hochgestellt, und alles Licht war gelöscht bis auf eine kleine
  225. Lampe hinter der Theke, an der sich Hassid, Bianca und ihr Gastgeber
  226. unterhielten.
  227.  Twist tippte sich an die Schläfe. "Ich habe etwas mehr als mein Gehirn im
  228. Kopf, weißt Du..."
  229.  Hassid machte ein Gesicht wie ein Vertreter für Autopiloten und fing an, seine
  230. Finger abzuzählen: "Ein Vakuum, ein Intel-Chip, ein..." Weiter kam er nicht,
  231. weil ihn sein Freund spaßeshalber auf die Schulter schlug, um ihn zum Schweigen
  232. zu bringen.
  233.  Bianca Gr_tel lachte. Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Saft - die drei
  234. waren auf härtere Sachen umgestiegen -, und meinte dann: "Was ist ein
  235. Intel-Chip?"
  236.  Twist winkte müde ab. "Nix von Bedeutung. Nein, was ich eigentlich sagen
  237. wollte: ich hab noch etwas Elektronik im Kopf, und unter anderem kann ich
  238. damit die Laser steuern."
  239.  Sie nickte. "So eine Art Cyborg-Zeug also?"
  240.  Er zögerte kurz, bevor er nickte. "Jaaa... Kann man so sagen, ja. Hassid
  241. und ich sind beide nahezu identisch ausgerüstet, aber nur ich als Innkeeper
  242. habe die Möglichkeit, die Waffen zu bedienen. Aber sonst... Es steuert unsere
  243. Schiffe, wir können uns unterhalten, ohne daß jemand zuhört... Sowas alles."
  244. Er nippte wieder an seiner geliebten Milch. "Es gibt nur ein paar Leute, die
  245. `kompatibel` zu uns sind, wenn ich das mal so", er grinste wieder, "salopp
  246. formulieren darf."
  247.  "Du darfst." Bianca lachte. "Wie lange hast Du das Inn schon?"
  248.  Twist wiegte nachdenklich den Kopf, dann sah er zu Hassid, der für ihn
  249. antwortete. "Lange. Sehr lange schon. Weißt Du, es gibt Absteigen, da
  250. verkehrt der letzte Abschaum. Wir wollten was anderes machen. Einen Platz zum
  251. Ausspannen, wo Du Dich unterhalten kannst, ohne Deinen Rücken decken zu müssen,
  252. wo Politik draußen bleibt, wo Ruhe ist. Ein Gegenpol zum Ernst des Lebens."
  253.  "Eine letzte Bastion gegen den Wahnsinn der Normalität.", warf Twist leise
  254. ein.
  255.  Bianca grinste, aber als sie Twist ansah, waren seine Augen ernst.
  256.  "Ein Platz, wo Du Freunde hast, selbst wenn Du noch niemals hier warst. Wo Du
  257. andere Krieger triffst, ohne Dich mit ihnen messen zu müssen. Wo Du Deine
  258. Gedanken äußern kannst, ohne Gefahr zu laufen, dafür hingerichtet zu werden.
  259. Wo es weder Politik noch Krieg gibt." Twist zuckte mit den Schultern. "Ich
  260. glaube, das ist uns gelungen."
  261.  Hassid nickte nachdenklich, aber irgendwie zufrieden.
  262.  Die Frau grinste und strich sich die Haare aus dem Gesicht. "Ja, ich denke
  263. auch." Sie sah sich um. "So entspannt wie heute war ich in den letzten sieben
  264. Monaten nicht mehr." Sie lächelte. "Danke."
  265.  Twist hob abwehrend die Hände. "Hey, kein Dank, ja? Fühl Dich einfach wohl
  266. hier, das ist mein einzigster Lohn, auf den ich Wert lege. Okay?"
  267.  Sie nickte. "Okay. WAS? Schon SO spät?" Sie blickte entsetzt auf die Uhr.
  268. "Ich wollte nochmal rasch zum Markt, heute ist das Fleisch noch billig, und ein
  269. Freund von mir meint, daß es jetzt den tiefsten Preis in dieser Woche hat.
  270. Jungs, ich muß los, damit ich vor Mitternacht noch günstig einkaufen kann." Sie
  271. hielt den Beiden die Hand hin. "Danke für den schönen Abend, ihr Zwei. Ich
  272. hoffe, wir sehen uns mal wieder?!"
  273.  Hassid sah sie nachdenklich an. "Vielleicht... Aber das liegt nur an Dir.
  274. Wir sind immer da, wo Du hingehst, aber ob Du uns findest, das ist eine andere
  275. Frage. Du wirst das Inn finden, wenn Du nicht danach suchst."
  276.  "Aber ich werde danach suchen!"
  277.  Der rote Krieger nickte. "Eben." Er gab ihr die Hand. "Sayonara, jokan
  278. Bianca." Er verbeugte sich etwas.
  279.  Sie lächelte etwas unsicher, weil sie den Sinn hinter seinen Worten nicht ganz
  280. begriff, und ahmte seine Bewegungen instinktiv nach. "Sayonara, jokan Hassid."
  281.  Twist begann zu grunzen.
  282.  Hassid schielte ihn aus den Augenwinkeln amüsiert an, bevor er sich wieder der
  283. jungen Pilotin zuwandte. "Achte einfach nicht auf ihn. `Jokan` ist japanisch
  284. und bedeutet `edle Dame`, aber das ist schon okay." Er grinste breit und nickte
  285. ihr zu, bevor er sich hinter den Tresen in`s Dunkel begab.
  286.  Twist sah sie eigenartig an. "Lebe lang und gut, Kleine. Bleibe Dir immer
  287. selbst treu, egal, was es Dich kostet. Und nimm keine Kopfjäger-Jobs an!"
  288.  Bianca nickte. "Ja, ich weiß schon, Du meinst wegen der fragwürdigen Moral
  289. und so..."
  290.  "Nein, weil - egal, welches Schiff Du hast - Dein Ziel immer weiter springen
  291. kann als Du!"
  292.  
  293.  "Es ist wieder soweit, was?" Hassid sah seinen Freund ein bißchen wehleidig
  294. an und hob eine Augenbraue.
  295.  "Ja." Er nickte langsam. "Die Zeit ist mal wieder gekommen, Bruder.
  296. Benachrichtige die Anderen. Wir müssen weiter."
  297.  
  298.  
  299.  
  300. @CO41
  301. :25-Nov-3202, 09:17:45
  302. :Brennan Depot im Orbit von Discovery, Arcturus-System
  303. @CO21
  304.  "Hey, Ballerina!" Bianca stürzte hinter dem Kiltträger hinterher und riß ihn
  305. ein wenig unsanft herum. "Danke für den Tip, Mann!"
  306.  Der Schwarze musterte sie grinsend von oben bis unten. "Welch`rrr T`p, sch`ne
  307. Frrrau?"
  308.  Die junge Pilotin verdrehte die Augen. "Na, der Tip mit dem Warrior`s Inn!"
  309.  Der Hydrianer verzog das Gesicht. "Warrrrrrriorrr`s Inn?", fragte er rollend.
  310. "W`s is` d`s?"
  311.  Sie schüttelte den Kopf. "Biste doof, Kleiner? Du hast mir doch gesagt, wo
  312. ich das Inn finde! Gestern - erinnerst Du Dich nicht mehr?"
  313.  Stummes Kopfschütteln antwortete ihr.
  314.  Sie ließ ihn los und ging den Weg, den sie schon gestern gegangen war. Aber
  315. als sie ankam, traf sie fast der Schlag.
  316.  Das Warrior`s Inn, mitsamt der großen grünen Laserreklame über der Tür, war
  317. verschwunden. Dort, wo es sich befunden hatte, war ein kleiner Krämerladen, in
  318. dem seit Jahren billige Arcturus-Souvenirs verramscht wurden.
  319.  Nichts und niemand erinnerte an die Existenz des Inns.
  320.  
  321.  
  322.  
  323. @CO41
  324. :12-Feb-992 AAF, 10:12:03
  325. :Caer Mabd (Lyonesse), Æropa, Ærth
  326. @CO21
  327.  Die schwere Eichentür krachte gegen die Wand, als ein stämmiger Krieger aus
  328. den rauhen Gefilden der Nordländer mit einer schartigen, aber ohne Zweifel
  329. rasiermesserscharfen Kriegsaxt auf dem Rücken eintrat. Er musterte kurz die
  330. Taverne, in die er da gekommen war, ließ seinen Blick über die hellen Wände und
  331. die schweren Eichenmöbel gleiten, warf die Tür hinter sich zu und bahnte sich
  332. dann seinen Weg durch die Menge zum grob behauenen Tresen. Dort angekommen
  333. schob er einen mit zwei Schwertern ausgerüsteten Kämpfer in einer
  334. scharlachroten Rüstung zur Seite, bevor er sich Gehör verschaffte.
  335.  "Heda, Herr Wirt! Einen Krug Met, aber schnell!", bellte er dem Rücken des
  336. Besitzers in gebrochenem Kelltisch zu.
  337.  Der Angesprochene drehte sich um.
  338.  Er war groß, schlank, hatte helle Haut und einen Kinnbart. Er schob sich die
  339. Haare aus der Stirn und musterte freundlich den Neuankömmling.
  340.  "Willkommen im Warrior`s Inn, Fremder!"
  341.  
  342.  
  343. @CO51
  344. ©17/03-94 Weltenspringer Twist ;)
  345.